Der Einsatz von Bodenfliesen beim Hausbau
Alle wesentlichen Merkmale der Fliesen wurden im Bereich der Wandfliesen bereits ausführlich dargestellt. In diesem Abschnitt werden ausschließlich die Besonderheiten der Bodenfliesen beim Hausbau behandelt. Fliesen sind ein keramischer Fußbodenbelag, der sauber und pflegeleicht ist und bei normaler Benutzung eine geringe Anzahl an Gebrauchsspuren hinterlässt.
Verwendung von Bodenfliesen für den Hausbau
Die meisten Menschen kennen beim Hausbau die Verwendung der Bodenfliesen nur für das Badezimmer, WC oder in der Küche. Je nach Einrichtungsstil eignen sich Fußbodenfliesen aber auch hervorragend als Bodenbelag für Wohn- und Schlafzimmer. In den südlichen Regionen unseres Kontinents sind Marmorfliesen, Terracottafliesen und andere Natursteinfliesen keine außergewöhnlichen Fußböden, dort gehören diese Bodenfliesen zum alltäglichen Fußbodenbelag.
Fußbodenfliesen haben allerdings einen Nachteil. Wenn ein schwerer Gegenstand auf die Bodenfliese fällt, zerspringt sie meist oder es splittern Teile ab. Hier hilft dann nur ein Auswechseln der Bodenfliese. Man sollte daher stets einen kleinen Vorrat der verwendeten Bodenfliesen in Reserve halten.
Bodenfliesen für den Fußboden im Wohnhaus haben den Vorteil der außergewöhnlichen Vielfalt an Materialien, Farben und Formen. Sie können Granitfliesen, Marmorfliesen, Natursteinfliesen oder Keramikfliesen verwenden.
Fliesen sind ein fester Bestandteil moderner Bau- und Renovierungsprojekte. Sie kommen in verschiedenen Bereichen zum Einsatz:
Innenräume:
Küche: robust und pflegeleicht, resistent gegen Feuchtigkeit und Fett
Bad und WC: ideal aufgrund der Wasserresistenz
Wohnräume: moderne Optik, besonders bei Fußbodenheizung beliebt
Flur und Eingangsbereich: abriebfest und schmutzresistent
Außenbereiche:
Terrassen und Balkone: wetterbeständig und rutschfest
Kellerräume oder Garagen: langlebig und leicht zu reinigen
Materialien von Bodenfliesen
Die Wahl des richtigen Materials ist entscheidend für Haltbarkeit, Optik und Pflegeaufwand. Hier eine detailliertere Übersicht:
- Keramikfliesen
Eigenschaften: Hergestellt aus gebranntem Ton, oft mit glasierter Oberfläche.
Vorteile: Große Farb- und Musterauswahl, einfach zu schneiden und zu verlegen.
Nachteile: Relativ weich, weniger geeignet für stark frequentierte Bereiche.
Einsatzbereich: Wohnräume, Wände, Bäder. - Steinzeugfliesen
Eigenschaften: Härter und dichter als einfache Keramik. Wasseraufnahme unter 3 %.
Vorteile: Frostbeständig, langlebig, gut für Innen- und Außenbereich.
Nachteile: Begrenztere Designvielfalt im Vergleich zu Keramik.
Einsatzbereich: Küche, Flur, Balkon, Terrasse. - Feinsteinzeugfliesen
Eigenschaften: Hochverdichtetes, extrem hartes Material mit Wasseraufnahme < 0,5 %.
Vorteile: Sehr widerstandsfähig, abriebfest, frostsicher, geeignet für hohe Belastungen.
Nachteile: Schwieriger zu schneiden, höherer Preis.
Einsatzbereich: Ideal für Bodenbeläge im gesamten Haus und Außenbereich. - Natursteinfliesen (z. B. Marmor, Granit, Schiefer)
Eigenschaften: Authentisches, individuelles Erscheinungsbild durch natürliche Maserungen.
Vorteile: Hochwertig, besonders edle Optik.
Nachteile: Pflegeintensiv, empfindlich gegen Säuren (v. a. Marmor), kostenintensiver.
Einsatzbereich: Wohnbereiche, Bäder, hochwertige Innenräume. - Zementfliesen
Eigenschaften: Handgefertigt, unglasiert, porös – müssen imprägniert werden.
Vorteile: Sehr dekorativ, besonders bei Vintage- oder Retro-Designs.
Nachteile: Anfällig für Flecken, empfindlich gegen Feuchtigkeit ohne Versiegelung.
Einsatzbereich: Innenräume mit dekorativem Anspruch. - Sondermaterialien
Terrakotta: Rustikal, warm, aber sehr porös – nur mit guter Imprägnierung nutzbar.
Glasfliesen: Dekorativ, aber rutschig – meist für Wandflächen.
Vinyl-/PVC-Fliesen (optisch ähnlich): Alternative für Feuchträume oder Mietwohnungen – allerdings kein echtes Fliesenmaterial.
Fliesenformate im Überblick
Fliesen sind in vielen Größen und Formen erhältlich – je nach Design, Raumgröße und technischem Anspruch eignen sich unterschiedliche Formate:
Kleinformate
- Format (Beispiel)
Typisch: 10×10 cm, 15×15 cm, 20×20 cm, Mosaikfliesen (z. B. 2×2 cm) - Einsatz
Bäder, Duschen, Wände, Rundungen, Nischen - Vorteile
Leicht zu verlegen auf kleinen Flächen, gut für Gefälle (z. B. Dusche), rutschfest - Nachteile
Viele Fugen = mehr Pflegeaufwand, wirkt unruhiger in großen Räumen
Standardformate
- Format (Beispiel)
30×30 cm, 30×60 cm, 45×45 cm - Einsatz
Universell: Böden & Wände, Küche, Bad, Flur - Vorteile
Gute Balance zwischen Verlegeaufwand und Optik - Nachteile
Weniger modern als Großformate
Großformate
- Format (Beispiel)
60×60 cm, 60×120 cm, 75×75 cm, 80×80 cm, 100×100 cm - Einsatz
Moderne Wohnräume, große Flächen, offene Räume - Vorteile
Weniger Fugen (pflegeleicht), ruhiges Flächenbild, modern - Nachteile
Höheres Gewicht, aufwändige Verlegung, ebener Untergrund nötig
Langformate / Dielenformate
- Format (Beispiel)
20×80 cm, 30×120 cm, 20×120 cm, 25×150 cm - Einsatz
Holzoptik-Fliesen, Wohnräume, Flure - Vorteile
Ideal für Holzoptik, sehr wohnlich, wirkt wie Parkett - Nachteile
Verzug möglich – sorgfältige Verlegung erforderlich
XXL-Formate (Großplatten)
- Format (Beispiel)
120×120 cm, 120×240 cm, bis 160×320 cm - Einsatz
Luxuriöse Bäder, Küchenrückwände, Boden & Wand ohne sichtbare Fugen - Vorteile
Besonders edel, fast fugenlos, sehr modern - Nachteile
Sehr teuer, schwer zu transportieren, spezieller Verleger nötig
Sonderformate
- Form
- Beschreibung
- Sechseck (Hexagon)
Für Retro- oder Designflächen, oft in Küche & Bad - Oktagon + Einleger
Klassisch-verspielter Look - Schmale Riemchen
- Wandgestaltung, z. B. in Küche oder als Akzent
- Verbundformate
- Verschiedene Größen kombiniert – z. B. Römischer Verband
Wichtige Überlegungen zur Formatwahl
Raumgröße: Kleine Räume → eher kleinere Fliesen; große Räume → großformatige Fliesen.
Verlegemuster: Großformate = meist Kreuzverband, Langformate = oft Halbverband oder Fischgrät.
Fugenbild: Größere Fliesen = weniger Fugen → ruhigeres, moderneres Gesamtbild.
Schnittverluste & Planung: Großformate benötigen exakte Planung und mehr Verschnitt bei schrägen Wänden oder vielen Aussparungen.
Vorteile von Bodenfliesen
- Langlebigkeit und Robustheit
- Pflegeleicht und hygienisch
- Vielseitige Designs (Farben, Muster, Oberflächen)
- Allergikerfreundlich
- Gute Wärmeleitung – ideal für Fußbodenheizung
- Wasser- und feuerbeständig
Fachgerechte Verlegung ist unbedingt erforderlich
Bei richtiger Verlegung der Bodenfliesen ist der Fußboden fest versiegelt, sodaß Wasser, Schmutz und Ungeziefer keine Chance haben, sich auszubreiten. Auch für Bakterien oder Pilze sind bei Bodenfliesen keine Entwicklungsmöglichkeiten gegeben. Fliesen lassen sich leicht hygienisch sauber halten und sind fast immer für Allergiker geeignet.
Die Todfeinde des Teppichbodens, wie Rotwein, Asche oder auch Pfennigabsätze, können Bodenfliesen nichts anhaben. Flecken können einfach aufgewischt werden und Brandlöcher entstehen bei Fußbodenfliesen erst gar nicht.
Allerdings vermittelt die glatte Oberfläche der Bodenfliesen nicht nur einen optisch kühlen Eindruck, ein keramischer Fußbodenbelag fühlt sich auch kalt an und sollte nur unter Benutzung einer Fußbodenheizung barfuss benutzt werden.
Tipps zur Auswahl und Verlegung von Bodenfliesen
Vorbereitung und Untergrund
Untergrundprüfung: Der Boden muss trocken, sauber, rissfrei und tragfähig sein.
Estrich: Zementestrich ist ideal, bei Holzuntergrund muss entkoppelt werden.
Grundierung: Bindet Staub und verbessert die Haftung des Fliesenklebers.
Verlegemuster und Gestaltung
Gerade (Kreuzverband): Ruhige, klare Optik – besonders für große Fliesen geeignet.
Halbversatz (Halbverband): Klassisch und beliebt, aber bei großformatigen Fliesen kann es zu Unebenheiten kommen („Überzähne“).
Diagonalverlegung: Optisch interessant, lässt kleine Räume größer wirken – aufwendiger beim Zuschnitt.
Fischgrät oder Römischer Verband: Für besondere Designakzente, meist bei Naturstein oder Mosaiken.
Fliesengröße und -format
Großformatige Fliesen (z. B. 60×60 cm, 120×60 cm): Modern, weniger Fugen, aber anspruchsvoller in der Verlegung.
Kleine Formate / Mosaike: Besser für runde Flächen, Duschbereiche oder Designakzente.
Stärke der Fliesen: Üblich sind 8–12 mm. Je stärker die Fliese, desto belastbarer.
Fugenwahl
Fugenbreite: Je nach Fliese zwischen 2–6 mm.
Fugenfarbe: Ton-in-Ton wirkt harmonisch, Kontrastfugen setzen Akzente.
Dehnfugen: Wichtig bei größeren Flächen, um Spannungen zu vermeiden.
Verklebung
Dünnbettverfahren: Standard bei ebenem Untergrund.
Mittelbettverfahren: Bei leicht unebenem Untergrund oder großformatigen Fliesen.
Flexkleber: Besonders für Feinsteinzeug oder kritische Untergründe empfehlenswert.
Verlegung durch Fachbetrieb oder Eigenleistung?
Eigenleistung: Bei kleinen Räumen mit einfachen Formaten gut möglich.
Fachbetrieb: Ratsam bei:
Großformaten
Natursteinfliesen
Fußbodenheizung
Terrassenfliesen (wegen Gefälle und Drainage)
Kostenfaktoren
Materialpreise: von 10 €/m² (einfache Keramik) bis 100 €/m² (Naturstein)
Verlegekosten: 30–60 €/m² je nach Aufwand
Zubehör: Kleber, Fugenmasse, Schienen etc.
Abriebgruppen beachten
Besonders bei der Auswahl der Bodenfliesen sollten Sie auf die Abriebgruppe achten. Für die am meisten belasteten und beanspruchten Bodenfliesen, also Räume oder Dielen mit viel Durchgangsverkehr, sollten Sie auf jeden Fall die Fliesen der Abriebgruppe 5 benutzen.
Abriebklassen gelten vor allem für glasierte keramische Bodenfliesen und beschreiben die Widerstandsfähigkeit der Oberfläche gegen mechanischen Abrieb (z. B. durch Begehen mit Sand, kleinen Steinen oder Schuhsohlen).
Abriebklasse 1
sehr geringe Beanspruchung
nur für Barfußbereiche ohne Schmutzeintrag geeignet
Nutzung nur in Badezimmer und Schlafzimmer
Abriebklasse 2
geringe Beanspruchung
leicht beanspruchte Wohnbereiche
Schlafzimmer, Gästezimmer
Abriebklasse 3
mittlere Beanspruchung
Wohnbereiche ohne starke Schmutzeinwirkung
Wohnzimmer, Küche, Flur
Abriebklasse 4
starke Beanspruchung
Wohnbereiche mit starker Nutzung
Flur, Küche, Terrasse (überdacht)
Abriebklasse 5
sehr starke Beanspruchung
Hochfrequentierte Flächen, gewerblich
Eingangsbereiche, Kaufhäuser, Schulen, Hotels,
CHECKLISTE BODENFLIESEN
Zum Abschluss noch eine praktische Checkliste für die Fliesenauswahl beim Hausbau oder bei Renovierungen. Sie hilft dir dabei, alle wichtigen Faktoren zu bedenken – abgestimmt auf Funktion, Ästhetik und Langlebigkeit.
Checkliste: Die richtige Bodenfliese finden
1. Einsatzort klären
Innenbereich (z. B. Bad, Küche, Wohnraum, Flur)
Außenbereich (z. B. Terrasse, Balkon – frost- & rutschfest!)
Feuchtraum (z. B. Dusche, WC – wasserresistent!)
Stark frequentierter Bereich (z. B. Eingangsbereich, Gewerbe)
2. Material auswählen
Keramik – leicht zu verlegen, günstig, für weniger beanspruchte Räume
Feinsteinzeug – extrem robust, vielseitig, ideal für Fußböden
Naturstein – edel, einzigartig, pflegeintensiver
Zementfliesen – dekorativ, handgefertigt, versiegelungspflichtig
[Optional] Holzoptik/Vinyl – Alternative bei geringem Budget oder Mietobjekten
3. Fliesenformat und -größe
Großformat (>60×60 cm) für moderne, ruhige Flächen
Kleinformat / Mosaik für Dusche, Nischen oder kreative Designs
Passt das Format zu Raumgröße und Schnitt?
4. Farbe und Design
Helle Töne für kleine Räume / dunkle Töne für große Räume?
Natürliche Farben vs. auffällige Dekore?
Passt das Design zum Einrichtungsstil (z. B. modern, skandinavisch, rustikal)?
Fugenfarbe abgestimmt?
5. Oberfläche und Rutschfestigkeit
Rutschhemmung notwendig? (mind. R10 für Bad, R11–R12 für Außen)
Glänzend oder matt?
Strukturierte Oberfläche bei Terrassen / Dusche sinnvoll?
6. Technische Eigenschaften
Abriebklasse passend? (z. B. Klasse IV–V für viel genutzte Bereiche)
Frostsicher bei Außenfliesen?
Geeignet für Fußbodenheizung?
Pflegeleicht / fleckenunempfindlich?
7. Verlegung & Zubehör
Eigenleistung oder Fachbetrieb?
Verlegemuster ausgewählt?
Passender Fliesenkleber und Fugenmörtel?
Sockelfliesen oder Abschlussprofile mitgedacht?
8. Budgetrahmen festlegen
Preis pro m² Fliese bekannt?
Zusätzliche Kosten für Verlegung, Zubehör, Verschnitt (ca. +10 %) berücksichtigt?
9. Liefermenge planen
Genügend Fliesen inklusive 10–15 % Reserve für Verschnitt & spätere Reparaturen eingeplant?
Chargen-/Farbnummer kontrolliert (bei Nachbestellung)?
Tipp zum Schluss:
Immer Musterfliesen vor Ort testen, um Lichtverhältnisse, Haptik und Wirkung im Raum realistisch beurteilen zu können.