Dach

Die tickende Zeitbombe - Asbestdächer


AsbestdächerHausbau / Dach:  Fast drei Jahrzehnte nach dem Verbot von Asbest holt nach und nach immer mehr Hausbesitzer die Vergangenheit ein. Hunderttausende Dächer, die bis in die 90er Jahre mit asbesthaltigen Faserzementplatten eingedeckt wurden, stehen mit zunehmendem Alter vor dem Ende ihrer Haltbarkeitsdauer. Saniert werden sollte ein Asbestdach spätestens, wenn durch Verwitterung oder Beschädigungen feinste Fasern in die Atemluft gelangen können. Hans-Peter Eiserloh ist am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Mayen Dozent und seit mehr als 20 Jahren Experte für den Abbruch von Asbestzement-Produkten. Er verrät, ab wann ein Asbestdach gefährlich werden kann - und wie es fachgerecht ersetzt wird.

Bis wann wurde Asbestzement beim Hausbau eingesetzt?

Vor allem Häuser, Dächer und Fassaden die vor 1990 gebaut oder eingedeckt wurden, können Asbest enthalten. Fassadenverkleidungen, Dach- und Wellplatten, die zum Teil bis Ende 1991 hergestellt wurden, sind in der Regel durch Asbestfasern verstärkt. Die Platten können als Lagerware aber auch noch nach deren Herstellungsverbot verlegt worden sein.

Wie erkenne ich, ob Asbestzement-Platten auf dem Dach liegen?

Ein Merkmal für Asbest ist die Faserstruktur. Spezialisierte Fachleute schauen sich die Schnittkanten genauer an, Laien erkennen so gut wie nichts. Als Faustregel gilt: Wer ein Faserzement-Dach aus den Jahren vor 1990 hat kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Platten asbesthaltig sind. Absolute Sicherheit bringt aber nur eine Asbest-Analyse durch ein Prüflabor. Die Untersuchung kostet im Schnitt ab etwa 60 Euro.

Wie soll ich mit Asbestzement im Haus umgehen?

Notwendig ist die Sanierung asbesthaltiger Baustoffe und Bauteile. Hausbesitzer dürfen sämtliche asbesthaltige Materialien nur von Fachleuten entfernen lassen. Wichtig ist dabei: Es darf nicht gesägt, gebohrt oder gebrochen werden, weil sich besonders dann feine Asbestfasern freisetzen und in die Atemluft gelangen. Das gilt übrigens auch schon für die Reinigung: Nie ein Asbestzementdach mit dem Hochdruckgerät oder anderen Reinigungsgeräten wie Besen oder Bürste säubern - das ist nicht nur strikt verboten, sondern höchst gesundheitsgefährdend sowohl für den Hobby-Handwerker als auch für sein Umfeld. Eine Faser reicht, um als Spätfolge Krebs auszulösen.

Was kostet der Abriss eines Asbestzement-Daches?

Abriss und Entsorgung sind längst nicht so teuer, wie viele Bauherren vermuten. Allerdings muss man das Fachleuten überlassen, die über entsprechende Kompetenz, Schutzausrüstung und zertifizierte Zulassung nach TRGS 519 verfügen. Die Platten müssen nach Möglichkeit ohne Bruch einzeln und möglichst staubfrei entfernt und beispielsweise in luftdicht verschlossenen Big-Bags auf entsprechenden Deponien entsorgt werden. Asbest wird dabei als Gefahrstoff behandelt.

Bei einem 150 Quadratmeter großen Dach eines Einfamilienhauses dürften die reinen Entsorgungskosten auf dem Wertstoffhof oder der Deponie je nach Region zwischen 180 und 400 Euro liegen. Die Abrisskosten sind abhängig von Dachform, Plattengröße, Schwierigkeit und Beschaffenheit und liegen in der Regel zwischen 15 und 25 Euro pro Quadratmeter. Übrigens: Auch die Nachfolger der Asbestzementplatten, die Faserzementplatten, kommen bei einem Abriss nicht in den Bauschutt, sondern werden wie Asbestzement behandelt.

Ist Naturschiefer bei einer Sanierung eine Alternative?

Viele Asbestzementplatten aus den 70er und 80er Jahren versuchten, in Form und Farbe das Original zu imitieren und wurden ähnlich verlegt wie Schiefer. Das gepresste Material war damals deutlich günstiger als das Naturprodukt, die Nebenwirkungen dagegen waren teilweise unbekannt. Da bei einer Asbestzementsanierung häufig die vorhandene, gereinigte Unterkonstruktion erhalten bleiben kann, ist Schiefer eine natürliche wie haltbare Alternative. Deckt man beispielsweise mit anderen Materialien wie Betondachsteinen oder Dachziegeln das Dach neu ein kann es zusätzlich notwendig werden, die Unterkonstruktion zu entfernen, zu verändern oder zu ergänzen.

Quelle: Rathscheck Schiefer
Foto: Pixabay / CCO Public Domain