So baut man auf Grundstücken mit Hanglage
Hausbau / Massivhaus: Der Hausbau auf einem Grundstück in Hanglage ist nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick scheint. In manchen Gegenden ist es normal, auf einem Hanggrundstück zu bauen. Mancherorts sind derartige Grundstücke besonders begehrt und entsprechend teuer, wie zum Beispiel in Hamburg-Blankenese, wo allein die (unverbaubare) Sicht auf die Elbe einen großen Teil des Grundstückswertes ausmacht.
Ein Hanghaus kann schon eine besondere Wohnqualität bieten, die allerdings auch einen entsprechend motivierten Bauplaner benötigt, denn planerisch sind doch meistens spezielle Anforderungen und andere Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Nur mit einer sauberen Bauplanung von Beginn an können Fehler und damit Zusatzkosten beim Hausbau am Hang vermieden werden. Hanghäuser werden in der Regel mehrgeschossig gebaut, was hinsichtlich einer barrierefreien Bauweise besondere Maßnahmen erfordert.
Grundsätzlich ist die Hanglage eines Grundstücks kein Hindernis für einen Hausbau, wenn man bei der Bauplanung nach dem Motto „mit dem Hang“ arbeiten vorangeht und nicht gegen den Hang arbeitet.
Die wichtigsten „Knackpunkte“ bei einem Hausbau am Hang werden nachstehend besonders erläutert und sind in alphabetischer Reihenfolge:
Ausrichtung (Nordhang, Südhang)
Barrierefreiheit
Bauweisen (Stelzenbau, Split-Level-Bauweise)
Energiekonzept
Erschließung
Fundament
Geologischen Bedingungen (Bodengutachten)
Hangwasser
Keller
Kosten
Die Ausrichtung des Hauses
Die Ausrichtung des Grundstückes ist für den Bau eines Hauses am Hang erheblich bedeutender, als für ein Grundstück auf einer ebenen Fläche. Je steiler der Hang ist, desto höher sind die Anforderungen an den Planer, denn die technischen Voraussetzungen ändern sich mit jedem Grad der Steigung.
Welche Lage ist nun für ein Haus am Hang am besten?
Eine Südhanglage ermöglicht mit großen Panoramafenstern eine optimale Öffnung des Gebäudes zur Sonne und damit auch die Nutzung der Solarenergie. Häuser an Nordhängen dagegen führen häufig im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein. Ein Haus am Nordhang muss mit einer Verschattung großer Flächenanteile fertig werden, sodass viel Wert auf große Glasflächen gelegt werden muss.
Bei Grundstücken, die nach Osten oder Westen ausgerichtet sind, muss man in der Regel auf die Abend- oder die Morgensonne verzichten. Hier bietet es sich an, mit Balkonen bzw. Vor- und Rücksprüngen jedenfalls teilweise eine vernünftige Belichtung des Hauses zu arrangieren.
Bevor man daran geht, ein Baugrundstück in Hanglage zu kaufen, sollte man das Grundstück zu verschiedenen Tageszeiten besichtigen um die jeweilige Besonnung genauer einschätzen zu können.
Wichtig für die Beurteilung der Qualität des Baugrundstücks sind also hauptsächlich die Anforderungen an Häuser in Nordhanglage und Häuser in Südhanglage.
Hausbau an einem Nordhang
Die Problematik bei einem Hausbau an einem Nordhang liegt in der mehr oder minder großen Verschattung des geplanten Neubaus. Bei den Überlegungen zum Grundstückskauf sollte daher auch geklärt werden, ob oberhalb des geplanten eigenen Hauses noch weitere Gebäude errichtet werden, die die ohnehin vorhandene Beschattungsnachteile weiter vergrößern würden. In der Winterzeit werden die Schatten immer länger, sodass die Besonnung und die natürliche Belichtung durch weitere Gebäude gefährdet und beeinträchtigt werden würde. Natürlich muss man dann auch noch mit zusätzlichen Kosten für Heizung, Fenster und Beleuchtung rechnen. Auch die Nutzung der Solarenergie ist bei einem Nordhanggrundstück nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.
Hausbau an einem Südhang
Bei einem Hausbau auf einem Südhang sind die Voraussetzungen für optimales Wohnen bestens gegeben. Durch den Hang wird das Gebäude Richtung Norden vor widrigen Wetterverhältnissen geschützt. Wenn das Haus dann noch geschickt platziert wird, kann man es praktisch in das Gelände einpacken. Die Voraussetzungen der Solarnutzung sind dann optimal, sowohl passiv durch die Solareinstrahlung über die großen Fensterfronten, als auch aktiv durch Solaranlagen. Allerdings könnten im Sommer spezielle Hitzeschutzmaßnahmen erforderlich werden.
Barrierefreiheit
Ein Hanghaus ist nicht der beste Kandidat für barrierefreies Bauen und wohnen, allerdings kann man durch geeignete Maßnahmen durchaus auch ein Hanghaus barrierefrei errichten. Dazu benötigt man in jedem Fall einen Treppenlift oder gar einen Aufzug, der die einzelnen Geschosse und den Eingangs- und Gartenbereich miteinander verbindet.
Bauweisen für das Haus am Hang
Die Ausrichtung und noch mehr der Neigungsgrad des Hangs ist ausschlaggebend dafür, welche Bauweise genutzt werden soll. Man unterscheidet dabei drei architektonische Varianten für den Bau des Hanghauses.
Die erste und am häufigsten angewendete Bauweise ist ähnlich dem Hausbau mit einem Keller auf einer ebenen Grundstücksfläche. Allerdings wird das Kellergeschoss so weit wie erforderlich in den Hang hineingebaut. Der hintere Teil des Kellers ist dann auch fensterlos, während der vordere Bereich normal genutzt werden kann. Auf dem Kellergeschoss wird dann das Haus selbst errichtet.
Als zweite Variante wird sehr häufig der Stelzenbau genutzt. Bei dieser Bauweise für das Hanghaus wird das Haus quasi auf Stelzen errichtet. Anwendung findet das Haus auf Stelzen bei besonders steilen Hängen und bei Untergründen, die nur schwer zu bearbeiten sind. Das Haus selbst schwebt über dem Grundstück. Die Verbindung zwischen Haus und Grundstück muss für den Hauseingang mit architektonischen Lösungen gefunden werden.
Als letzte Variante in der Bauweise kommt eine sogenannte „Split-Level-Bebauung“ in Frage. Dies ist sicherlich in bautechnischer Hinsicht die aufwändigste Art, ein Haus am Hang zu errichten. Optisch folgen die einzelnen Räume dem abfallenden Höhenniveau des Geländes. Auf diese Art und Weise entstehen Zwischengeschosse, die allerdings auch den Nachteil haben, dass man sehr viel mehr Treppen zu steigen hat.
Energiekonzeption für ein Haus am Hang
Für eine positive Energiebilanz des Hanghauses sorgt vor allem ein Haus, dass an einem Südhang errichtet wird. Wenn das Haus in den Hang hineingebaut wird, entsteht eine natürliche Dämmung an der Gebäudehülle, die dem Hang zugewandt ist. Diese natürliche Wärmedämmung trägt schon erheblich zu einer positiven Energiebilanz bei.
Durch Solaranlagen, sowohl Solarthermieanlagen als auch Photovoltaikanlagen, kann zusätzlich Energie gespart werden und das Hanghaus ist dann mit wenig zusätzlichem Aufwand auf das Niveau von KfW-Häusern oder sogar einem Passivhauses zu bringen. KfW-Standard ist automatisch verbunden mit dem Anspruch auf eine erhebliche öffentliche Förderung der Baumaßnahme durch die KfW-Bank.
Erschließung
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Erschließung eines Hanggrundstückes mit mehr Umständen und Besonderheiten verbunden ist, als ein „normales“ Grundstück. Paradebeispiele dafür sind Baustelleneinrichtung und die Baustellenzufahrt. Bei steilen Zufahrten ist der Einsatz von schwerem Gerät manchmal nicht oder nur sehr kostenaufwändig darstellbar. Befindet sich das Grundstück in einem besonders felsigen Bereich, ist auch die Verlegung der Versorgungsanschlüsse für Strom, Wasser, Gas, Telefon, Internet und gegebenenfalls Kabelfernsehen schwierig.
Fundament und Aufbau
Hauptproblem bei der statischen Berechnung des Fundamentes und des Gebäudes selbst ist die Hanglage, die besondere Lasten entstehen lässt und das Abrutschen des Gebäudes verhindern muss. Unter gewissen Umständen müssen Stützmauern und Verstärkungen eingesetzt werden, um die Tragfähigkeit des Untergrundes für ein Massivhaus zu stützen. Bei der häufigsten Variante der Bauweise „in den Hang hinein“ ist auf den Erddruck zu achten und das Fundament entsprechend anzupassen. Um diese Lasten abfangen zu können, benutzt man Rammpfähle, Betonsockel und verschiedene Bewehrungen.
Beim Stelzenbau müssen die Betonstelzen auf einem Betonfundament stehen, dass allen Windgeschwindigkeiten und sonstigen erwartbaren Witterungseinflüssen widerstehen kann.
Geologischen Bedingungen müssen erkundet werden, ein Bodengutachten ist daher dringend erforderlich
Bei der Bebauung von Hanggrundstücken muss sehr stark auf die geologischen Bedingungen, die auf dem Grundstück herrschen, geachtet werden. Die Bodenbeschaffenheit des Baugrundstücks ist daher immer zu prüfen, damit es nicht irgendwann einmal tatsächlich mit dem Gebäude bergab geht. Hierzu dient ein Bodengutachten, dass über die Tragfähigkeit des Bodens erschöpfende Auskunft geben kann und in dessen Rahmen festgestellt wird, ob das Grundstück für eine Bebauung mit einem Wohnhaus überhaupt geeignet ist. Neben den Feststellungen zur Tragfähigkeit des Bodens spielen auch die Angaben über seine Stabilität gegen Abrutschen sowie etwaige wasserführende Schichten eine wichtige Rolle.
Das Bodengutachten soll daher unbedingt Aussagen treffen über
die Beschaffenheit des Baugrundstückes
die Tragfähigkeit des Bodens und seine Stabilität gegen Abrutschen
vorhandene wasserführende Schichten
vorhandenes Hangwasser
Hangwasser
Unter dem Begriff Hangwasser versteht man eine besondere Form des Schichtenwassers, das meistens bei Niederschlägen auftritt. Dieses Wasser staut sich vor den hangseitig liegenden Gebäudeaußenwänden und erzeugt so einen hydrostatischen Druck, der das von außen drückende Wasser ins Mauerwerk eindringen lässt und es so schädigen kann.
Als Schutz vor dem eindringenden Wasser werden Bauwerksabdichtungen und Drainageleitungen verwendet, die das Wasser ableiten sollen. Bei der Bauplanung sind daher die DIN-Vorschriften (DIN 18195) zum Schutz von Bauwerken gegen Feuchtigkeit und Wasser zu berücksichtigen.
Keller, ein Muss für jeden Hausbau am Hang
Hanghäuser haben zumeist einen, wenn auch nicht klassischen Keller, der auf einer Seite aus dem Erdreich ragt, denn im Keller befinden sich die geplanten Wohnräume an der Talseite, während die Neben- und Technikräume an der Hangseite liegen. Das Kellergeschoss oder Teile davon eignen sich auch sehr gut für eine Einliegerwohnung mit eigenem Zugang, eine Garage oder ein Gartengeschoss.
Kosten
Die Kosten für einen Hausbau am Hang sind nicht zwangsläufig höher, als bei einem konventionellen Grundstück. Es gibt Alternativen, bei denen Kauf und Bebauung eines Hanggrundstücks sogar günstiger ausfallen können.
Kostengünstiger kann das Grundstück selbst sein, denn Hanggrundstücke sind je nach Lage nicht unbedingt beliebt beim Käufer. Wenn ein Keller nur zur Hälfte in den Hang gesetzt werden muss, fallen geringere Kosten an, als für einen extra gegrabenen kompletten Kelleraushub.
Mehrkosten können zweifellos im Rahmen der Baustelleneinrichtung, der Erschließung und des Bauens an sich entstehen. Wenn Maßnahmen zur Absicherung des Grundstückes gegen Abrutschen notwendig werden und die Ableitung des Hangwassers zusätzliche Maßnahmen erfordern, sind ebenfalls Mehrkosten angesagt.
Fazit:
Derjenige, der ein Haus am Hang baut, wird für seine Mühen und Kosten mit viel mehr Lebensqualität und einer unschätzbaren und unbezahlbaren Aussicht entschädigt.
Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
Foto: Seltrecht / pixelio.de