Baufinanzierung

Deflation vs. Inflation - wie sind die Folgen für eine Baufinanzierung?

Baufinanzierung:  Das Thema Preisstabilität beschäftigt die Währungshüter der EZB nicht ohne Grund: Die Corona-Krise hatte gravierende Folgen für die Wirtschaftsleistung, Ende 2020 zeichneten sich sogar deutlich deflationäre Tendenzen im Euroraum ab. Die Konsequenzen einer Deflation wären verheerend - und das vor allem auch für Immobilienbesitzer mit laufenden Krediten.

 

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt künftig auf größere Flexibilität in puncto Teuerungsrate: Bislang lautete das Ziel, eine jährliche Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent anzustreben - nun darf es auch etwas mehr werden. So wollen die Währungshüter sicherstellen, dass die zum Währungsraum gehörenden 19 Staaten auch mittelfristig die Preise stabil halten können. Außerdem sollen die Immobilienpreise für selbstgenutzte Wohnobjekte ebenfalls in die Berechnung mit einbezogen werden, um die für die Geldpolitik so wichtige Inflationsrate auf einer breiteren Basis ermitteln zu können. Mit diesem Vorgehen sollen die in den letzten Monaten meist zu niedrigen Teuerungsraten ausgeglichen werden. Davon dürften auch Immobilienbesitzer profitieren, denn eine deflationäre Preisentwicklung würde sich dramatisch auf laufende Finanzierungen auswirken.

Deflation und Baufinanzierung - eine fatale Gemengelage

Es sind zwei Seiten einer Medaille, wenn von Inflation und Deflation die Rede ist: Während bei einer Inflation die Geldmenge zunimmt und damit der Wert des Geldes bei steigenden Preisen sinkt, sinken in der Deflation die Preise. Gleichzeitig geht die Geldmenge zurück - und damit nimmt der Wert des Geldes zu. Volkswirtschaftlich betrachtet, wird dem Markt also sukzessive Geld entzogen, was dazu führt, dass weniger ausgegeben wird. Sinkt aber die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, realisieren die Unternehmen weniger Umsätze - sie müssen die Produktion zurückfahren und letztendlich Mitarbeiter abbauen. Diese verlieren Teile ihres Einkommens, was die Nachfrage erneut beeinträchtigt - es setzt eine folgenreiche Deflationsspirale ein.

Für den Immobilienkredit hat das weitreichende Konsequenzen: Die Wertsteigerung des Geldes lässt auch den Kreditwert unverhältnismäßig steigen - auch wenn der Betrag eigentlich derselbe bleibt. Gleichzeitig sinken jedoch die Preise für die Immobilie, da die Nachfrage naturgemäß einbricht. Insbesondere bei den Baufinanzierungen, die ohne Eigenkapitalanteil vereinbart werden, kann dieser Preisverfall nun zu Problemen führen. Schließlich dient die Immobilie als Sicherheit - reicht ihr Wert jedoch nicht mehr aus, um den kompletten Kredit abzudecken, wird die Bank hier Forderungen aufmachen und den Kredit verteuern. Es ist also durchaus sinnvoll, sich vor Aufnahme eines Immobilienkredites zur aktuellen Situation und den sich daraus ergebenden Konsequenzen an kompetenter Stelle zu informieren.

Inflation als probates Mittel - Schuldenbelastung wird leichter

Es lässt sich also durchaus nachvollziehen, dass die EZB so große Anstrengungen unternimmt, um einer Deflation effektiv entgegenzuwirken. Sie hat nicht nur die Geldpolitik deutlich gelockert, sondern vor allem die Leitzinsen nachhaltig gesenkt. Damit können Sparer zwar kaum noch Renditen generieren, aber die Kredite sind seit geraumer Zeit ausgesprochen günstig. Damit soll die Wirtschaft angekurbelt, aber auch Privatpersonen dazu animiert werden, in Sachwerte zu investieren - was sich wiederum positiv auf die Wirtschaft auswirkt.

Und ein weiterer wichtiger Aspekt darf nicht unberücksichtigt bleiben: Sämtliche Schulden, angefangen bei Immobilienkrediten über Unternehmensfinanzierungen bis hin zu Staatsschulden, reduzieren sich bei einer sukzessiven Geldentwertung und wachsenden Geldmenge im Laufe der Jahre von alleine. Angesichts der enormen Staatsverschuldung, die im Zuge der Corona-Krise noch einmal deutlich zugenommen hat, ist das ein triftiger Grund für die moderate Inflation von zwei Prozent.

Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
Foto: Unsplash / CCO Public Domain / Yibei Geng