Baufinanzierung

Haben die Bausparkassen noch eine Zukunft?

Bausparkassen

Baufinanzierung:  Bausparkassen bieten Bausparverträge, damit die Bausparer irgendwann in naher Zukunft ein günstiges Baudarlehen erhalten. Erst Ansparphase, dann Darlehensphase. Ein einfacher Deal. Hinter dem Bausparen steckt zudem das Prinzip der Gemeinschaft. Während die einen sparen, erhalten die Darlehensnehmer aus dem Geldtopf ihr Darlehen inklusive niedriger Zinsen – nur zusammen sind wir stark. Das geht allerdings nur solange gut, wie sich alle an die Regeln halten. Seit ein paar Jahren ist das nicht mehr der Fall. Das Fundament der Bausparkassen zerkrümelt.

Statt an einem Darlehen sind viele Kunden mehr am Erhalt ihrer Sparzinsen interessiert. Im ersten Augenblick zwar ein schlüssiger Gedanke, wenn wir das Umfeld bedenken (anhaltende Niedrigzinsen, steigende Inflation) – der Grundsatz der Bausparkassen wird aber im Endeffekt ad absurdum geführt. Wie lange kann das gutgehen? Wer sich das Verhältnis der Bauspareinlagen und Bauspardarlehen von Privatkunden ansieht, entdeckt eine stetig wachsende Kluft: 12,0 Milliarden Euro an Darlehen stehen inzwischen 170,6 Milliarden Euro an Einlagen gegenüber (Stand: Juni 2018 - hier zur Statistik). Kurzum müssen die Bausparkassen immense Sparzinsen zahlen, während sie gleichzeitig kaum Kreditzinsen erwirtschaften.

Vertrags-Kündigungen durch die Bausparkasse

Die Bausparkassen haben entsprechend feuchte Hände, Bluthochdruck und versuchen zu verhindern, dass das System kollabiert. Das Gegenmittel sind Kündigungswellen. Das ist zugegebenermaßen unpopulär. Letztlich aber nachvollziehbar. Wer ruiniert sich schon freiwillig selbst? Für bedenklich halten wir in dieser Hinsicht die Einstellung mancher Meinungsmacher, die bereits bei der Ankündigung von Kündigungen unreflektiert auf die Bausparkassen einprügeln. Das geht so nicht! Das darf man nicht! Warum nicht?

Wie die Gerichte geurteilt haben, sind mache Kündigungsgründe durchaus akzeptabel. Ist die Bausparsumme erreicht oder der Bausparvertrag seit einem Jahrzehnt zuteilungsreif, erhalten Kunden ein begründetes Kündigungsschreiben. Sie haben lange profitiert und jetzt ist einfach mal gut. Werden die Sparraten langfristig ausgesetzt, darf die Bausparkasse wahrscheinlich ebenfalls intervenieren. Es dient dem Erhalt des ganzen Systems.

Natürlich müssen sich die Bausparkassen Kritik gefallen lassen, wenn es um ihre Kommunikation nach außen und manch einen rechtlichen Schnellschuss geht. Am Ursprungsgedanken des Bausparens ändert das jedoch nichts. Dieser lag nicht in der Bereicherung des Einzelnen, sondern in der Stärke des Kollektivs. Darauf sollten sich alle wieder besinnen. Nur dann hat die Idee des Bausparens eine Zukunft.

Quelle: Franke-Media.net / Kommentar von Daniel Franke
Foto: Pixabay / CCO Public Domain