Wintergarten

Wärmespender Wintergarten

Hausbau Wintergarten Waermespender Wintergarten (zum vergroessern klicken) Hausbau / Wintergarten:  Richtig angelegt, kann ein Wintergarten mithelfen, Heizkosten zu senken. Soll er das ganze Jahr als Wohnraum genutzt werden, ist es mit der Ersparnis aber vorbei.

Eines gleich vorweg: Ein Wintergarten, der von Januar bis Dezember wohlig warme Temperaturen bietet und gleichzeitig beim Energiesparen hilft, kommt nach wie vor so häufig vor, wie ein eierlegender Esel. Auch wenn sich in Sachen Technologie und Material in den vergangenen Jahren viel getan hat, bleibt ein Faktum gleich: Ein Wintergarten, der extra beheizt wird, spart im besten Falle einfach nichts, im schlimmsten wird er zur Energieschleuder.
„Soll der Wintergarten als richtiger Wohnraum dienen, ist das nicht energieeffizient“, sagt etwa Architekt Peter Mutewsky von „archimut architekten“. Wird er hingegen als Wärmespender und Pufferzone betrachtet, ist er eine sinnvolle Einrichtung, die durchaus beim Sparen von Heizkosten hilft. Damit das funktioniert, müssen der Wintergarten – und sein stolzer Besitzer – einige Anforderungen erfüllen.

Vom Boden bis zum Dach

„Große Effekte bei kleinem Aufwand“ lassen sich laut Mutewsky durch eine sorgfältige Planung erzielen. Erstens muss die Lage – optimal ist nach Süden ausgerichtet – stimmen. Zweitens sollte das Dach des Wintergartens nicht vollkommen aus Glas bestehen, denn die Gefahr einer Überhitzung im Sommer wäre zu groß.

Außerdem ist es ratsam, das Dach ein Stück hinausragen zu lassen – das sorgt für automatische Beschattung im Sommer, im Winter schafft es die flachere Sonneneinstrahlung dann aber doch in das Gebäude. „Im Prinzip geht es immer darum, den Wintergarten im Herbst und im Frühjahr optimal als Wärmespender und -puffer zu nutzen und die Extremzeiten im Winter und Sommer zu verringern“, erklärt Mutewsky.

Einen weiteren wichtigen Punkt führt Architekt Georg W. Reinberg an: Wenn ein Wintergarten angelegt wird, „dann über zwei Geschoße“. Grund dafür ist die Zirkulation der Luft. Mutewsky beschreibt das Prinzip anhand des Wintergartens, den er bei seinem eigenen Niedrigenergie-Haus realisiert hat: „Damit kann eine ,Schwerkraftheizung' entstehen.“ Öffnet man bei Sonnenschein die unteren und oberen Türen, steigt die warme Luft auf, breitet sich im Obergeschoß aus, bevor sie über eine Treppe absinkt und das Wohnzimmer mit Wärme versorgt – um dann in den Wintergarten zum Aufwärmen zurückzukehren. Und hat man den Boden mit ordentlicher Speichermasse – etwa dicken Steinplatten – ausgelegt, hält das die Wärme länger im Wintergarten und damit auch im Haus.

Wächter bei Regen und Wärme

Um den Bau vor Überhitzung zu schützen, sollte unbedingt für zusätzliche Beschattung gesorgt werden, sagt Reinberg. Ob diese – wie auch das Öffnen und Schließen von Fenstern und Türen – manuell oder automatisiert erfolgt, hängt nicht zuletzt vom Besitzer ab. Nur wenn dieser genügend Zeit vor Ort, also im Haus, ist, empfiehlt sich laut den Experten die erste Variante. Alle anderen Wintergartenbesitzer sollten zur automatisierten Variante greifen. Die Auswahl an technischen Möglichkeiten ist hier – so es das Budget erlaubt – riesig. Regenwächter und Temperatursensoren, Fenster und Türen, die sich selbsttätig öffnen und schließen, Jalousien, die auf eigene Faust hinauf- oder hinunterrattern.

So lassen sich – entweder dank der Fortschritte bei Fenstergläsern und Haustechnik oder sorgfältiger manueller Steuerung – tatsächlich die Heizkosten für die Raumwärme senken. Mutewsky schätzt die Ersparnis bei seinem Anbau auf acht bis zehn Prozent pro Jahr. „Und installiert man Fotovoltaik-Elemente, schafft man sich nicht nur ein interessantes Muster, sondern produziert auch Strom“, schlägt der Architekt eine weitere energieeffziente Nutzung vor.
Beim Passivhaus lässt sich ebenfalls ein Wintergarten anbauen. „Die jetzige Generation kann in die ausgeklügelten Lüftungsanlagen eingebunden werden, man kann verschiedenen Steuerungsstrategien folgen“, erklärt Reinberg. Natürlich erfordere das sorgfältige Planung, das Ganze sei ein empfindliches System, das nicht aus der Balance gebracht werden sollte.

Funktionswandel

Wegen der geringeren Heizkosten, die etwa das Passivhaus mit sich bringt, und der verbesserten Materialien am Bau veränderte sich in den vergangenen Jahren allerdings die Funktion der Wintergärten. „Als die Fenster beispielsweise noch nicht so hochwertig waren wie heute, sollten die Wintergärten Wärmeverluste abfangen“, schildert Reinberg. Heute seien sie – sofern technisch gut ausgeführt – eine sinnvolle Ergänzung des häuslichen Energiekonzeptes, vor allem wenn der Passivhausstandard nicht erreicht wird.

Und auch wenn Wintergarten-Besitzer dann nicht von Januar bis Dezember in kurzen Ärmeln und Bermudashorts in ihrem Glaspalast sitzen können – den grünen Nutzern ist das egal. „Ob Palmen, Orangenbäume oder Kakteen – die meisten Pflanzen kommen mit den Temperaturschwankungen gut zurecht“, weiß Mutewsky.

Text und Bild: reinberg.net