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Ein Stück Lebensqualität

Hausbau Wintergarten Ein Stück Lebensqualität (zum vergroessern klicken) Hausbau / Wintergarten:  Seit den siebziger Jahren sind Wintergärten ohne Zweifel ein begehrtes Bauteil, wenn es um die Aufwertung des eigenen Wohnumfeldes geht. Dabei hat sich der Wintergarten in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem technisch ausgereiften Produkt entwickelt, der als vollwertige Wohnraumerweiterung angesehen wird. Man spricht daher auch immer öfter von Wohn-Wintergärten.

Warum diese Räume unsere Lebensqualität erhöhen und was bei ihnen zu beachten ist - das haben wir einen gefragt der es wissen muss: Dr. Steffen Spenke, Vorsitzender des Fachverb. Wohn-Wintergarten.
Normalerweise ist der Begriff des Wintergartens geläufig. Sie nennen Ihren Verband aber Fachverband Wohn-Wintergarten – warum?
Dr. Steffen Spenke:
Beim „Wohn-Wintergarten“ handelt es sich um die angenehme Möglichkeit, natürliches Licht, Weitblick, Pflanzennähe und Naturverbundenheit im Alltag ganzjährig zu genießen. Das gelingt aber nur, wenn die damit verbundenen, anspruchsvollen Fragen bezüglich der technischen, bauphysikalischen, baurechtlichen und energierelevanten Probleme rund um den Glasanbau entsprechend dem aktuellen Kenntnisstand gelöst werden. Wir haben deshalb bei der Gründung des Verbandes im Jahre 2002 bewusst den Wohn-Wintergarten in das Zentrum der Aufmerksamkeit des neuen Verbandes gestellt, um die gewachsenen Qualitätsansprüche hervorzuheben.

 

Was unterscheidet denn einen Wohn-Wintergarten von dem, was wir gewöhnlich Wintergarten nennen?
Dr. Steffen Spenke:
Ein Wohn-Wintergarten ist ein Wintergarten, der ganzjährig zum dauerhaften Aufenthalt von Menschen geeignet ist. Ob dazu zum Beispiel eine durchschnittliche Höhe von 2,40 m oder 2,50 m nötig ist, haben die Länder in ihren jeweiligen Landesbauordnungen unterschiedlich entschieden. Die Anforderungen an die energetische Qualität aber sind bundeseinheitlich geregelt auf der Grundlage der Energiesparverordnung (EnEV) Stand 2004, deren offiziellen Interpretationen und Folgeregelungen. Entscheidendes Kriterium ist, dass der Wohn-Wintergarten in der kalten Jahreszeit durch Heizung über wenigstens vier Monate eine Raumtemperatur von mindestens 19° C erreicht. Damit ist der Wohn-Wintergarten ein normal beheizter Raum im Sinne der EnEV mit den daraus abzuleitenden Anforderungen an den Wärmeschutz der Fenster, des Daches und des Fußbodens. Dazu gehört natürlich auch ein sommerlicher Wärmeschutz, also ausreichend Beschattung, Belüftung, ggf. auch Klimatisierung. Das sind die Grundfunktionen, die erfüllt sein müssen.

Der Wohn-Wintergarten muss also einerseits den ganzen Wohnkomfort bieten, darf aber auch nicht zum „Energieverschwender“ werden?
Dr. Steffen Spenke:
Wie bereits erwähnt gelten die strengen Regeln der Energie-Einsparverordnung. Sicher kann auch heute ein moderner Wohn-Wintergarten mit angemessenem Aufwand nicht die hohen Wärmedämmwerte wie eine kompakte, gut gedämmte Wand erreichen. Im Gegensatz zur kompakten Wand haben wir aber bei transparenten Wänden und dem Dach einen erheblichen solaren Wärmegewinn. Bereits geringes Streulicht unterstützt die Heizung spürbar und selbst die niedrig stehende Wintersonne führt zu solaren Wärmegewinnen, die nicht nur den Wohn-Wintergarten aufheizen, sondern sogar noch die Heizung der anliegenden Räume beitragen können. Es muss jedoch soviel Heizleistung installiert sein, dass der Wintergarten auch einmal abends bei kalten Außentemperaturen genutzt werden kann. Wer wollte den stolzen Besitzern eines Wohn-Wintergartens die Freude an der Weihnachts- oder Silvesterparty wegen des erhöhten Energieverbrauchs für diese kurze Zeitspanne verbieten? Dann müsste man auch Zugeständnisse an Geschäfte mit großen, einfach verglasten Schaufensterflächen und Eingangsbereichen, z. T. mit „luftigen“ Ganzglasanlagen, prüfen.

Was macht aus Ihrer Sicht die Lebensqualität eines Wintergartens aus?
Dr. Steffen Spenke:
Der wesentliche Aspekt ist die Nähe zur Natur. Im Schutz des Wohn-Wintergartens kann man das Naturgeschehen, ob Sonnenschein, Regen oder Schneesturm wunderbar genießen, ganz besonders, wenn die Lage des Wintergartens einen weiten Blick in die Umgebung ermöglicht. Aber auch bei einer weniger reizvollen Umgebung kann die Gestaltung, insbesondere die Bepflanzung, eine wohltuende, blühende, grüne Oase bilden, kann ein Ort der Entspannung sein, wie ihn viele sonst nur im Urlaub erleben. Durch das großzügige Lichtangebot verbunden mit den milden Temperaturen können sich Pflanzen hier im Winter viel besser entwickeln als in anderen Räumen. Dieses Lichtangebot wirkt aber auch unmittelbar wohltuend auf das Befinden und fördert die physische und die psychische Gesundheit. Die medizinische Lichtforschung bringt dafür eindeutige Belege.

Aus welchem Material baut man heute Wohn-Wintergärten?
Dr. Steffen Spenke:
Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Für die Grundkonstruktion wird heute überwiegend Aluminium eingesetzt, aber auch Holz und Kunststoff sowie Kombinationen dieser Materialien, in geringem Maße auch Stahl.

Und wie kann ich zu einer Entscheidung kommen?
Dr. Steffen Spenke:
Welches Material für den Wohn-Wintergarten das jeweils Richtige ist, hängt vom individuellen Geschmack des Besitzers ab, von der ästhetischen Wirkung im Zusammenhang mit dem Umfeld des Wohn-Wintergartens, den gewünschten Spannweiten des Daches, aber auch von der Bereitschaft zu Pflege und Wartung sowie von den einsetzbaren finanziellen Mitteln. Man sollte sich gründlich nach Beispielobjekten umsehen und einen qualifizierten Fachbetrieb bereits in der ersten Planungsphase in eine ausführliche Beratung vor Ort einbeziehen. Man muss die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der einzelnen Materialien kennen und respektieren.

Wer etwa die Konstruktion möglichst filigran und pflegeleicht haben will, der wird wohl zu Aluminium neigen. Wer darüber hinaus nur in schmaleres Budget einsetzen will, der wird zu Kunststoff für die Seitenfenster und Türen tendieren. Und wer ein exklusives Wohnambiente oder einen rustikalen Stil bevorzugt, wird eher zu Holz oder Holz-Aluminium-Kombinationen greifen. Der Einsatz edler Oberflächen ist inzwischen durch geschickte Material-Kombinationen bei allen Grundgerüst-Materialien möglich gemacht worden.

Aus meiner Sicht ist ein schöner, qualitativ hochwertiger, funktionsgerechter Wohn-Wintergarten nicht in erster Linie das Resultat einer konkreten Materialwahl, sondern einer wohlüberlegten architektonischen Gestaltung sowie fachgerechten Planung und Verarbeitung.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die häufigsten Fehler?
Dr. Steffen Spenke:
Nicht alle Kunden beherzigen die Beratungshinweise der Betriebe. Sie unterschätzen die sommerliche Aufheizung oder den winterlichen – kurzzeitigen – Spitzenbedarf an Heizleistung oder die Notwendigkeit, die Heizung an den kältesten Stellen anzuordnen und damit die erforderliche Luftzirkulation an den kühleren Oberflächen zu erzwingen, oder den Einbau ausreichender Wärmedämmung im Fußboden. Überhitzung im ersten Fall, kalte Füße und Kondenswasserbildung bei letzteren sind die Folge und werden dann mitunter als Mangel der konkreten Wintergartenkonstruktion interpretiert. Mangelhaft oder unzureichend dokumentierte Absprachen zwischen dem Kunden und dem beauftragten Betrieb führen mitunter zu Differenzen. Bei einem Vorhaben, das sich meist über mehrere Monate erstreckt, sind dann unterschiedliche Auffassungen darüber, was ursprünglich versprochen war, nicht verwunderlich. Ein weiterer Fehler: Eine professionelle Planung des Gesamtobjekts durch einen Wintergarten-Fachbetrieb unterbleibt. Der Kunde beauftragt einen Maurer mit dem Fundament, nachdem er den Wintergartenauftrag ausgelöst hat, und bestellt schließlich den Heizungsbauer, wenn der Wintergarten fertig ist. Das kann nicht funktionieren. Der Fachbetrieb kennt nicht nur die eigentliche Konstruktion des Wintergartens, er hat auch den Überblick über die Anschlussbedingungen der beteiligten Gewerke und spielt in der Gesamtkoordinierung eine zentral Rolle, sofern nicht ein einschlägig erfahrener Architekt oder Bauleiter eingeschaltet wird.

Was kostet ein Wohn-Wintergarten?
Dr. Steffen Spenke:
Das ist eine sehr diffizile Frage. Der Preis hängt vom Material ab, von der Größe, der konkreten Ausstattung mit Fenstern und Türen und von der Gestaltung der Dachkonstruktion, ob einfaches Pultdach, Abwalmungen usw. Dann gibt es sehr viele Spezifikationen bei der Qualität der Verglasung, Art der Belüftung, z. B. Dachfenster oder motorische Lüftung, vollautomatische Steuerungen oder Handsteuerungen. Vielleicht hilft folgender Vergleich weiter: Ein solide ausgestatteter Wohn-Wintergarten mit 20 bis 25 Quadratmetern Grundfläche ist etwa zum Preis eines solide ausgestatteten Mittelklassewagens zu bekommen.
Kann ein Wohn-Wintergarten auch schrittweise gebaut werden?
Dr. Steffen Spenke:
Bedingt ja. Konstruktion, Verglasung, Belüftungstechnik und Dachfenster müssen von Anfang an komplett geplant und montiert werden, denn eine Nachrüstung ist nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich. Wenn aber Unsicherheit über die benötigte Heizleistung oder Leistungsfähigkeit einer Beschattung besteht, so kann man das bei richtiger Vorbereitung auch in der nächsten Saison noch ergänzen, vorausgesetzt die Anschlüsse für eine mögliche Erweiterung wurden bereits eingebaut. Das muss rechtzeitig, konkret mit dem Planer und dem Errichter vereinbart werden. Das ist aber eben auch ein Knackpunkt einer guten Beratung: zu zeigen, wo man „experimentieren“ kann und wo nicht.

Was ist für Sie denn in einem Satz ein Wohn-Wintergarten?
Dr. Steffen Spenke:
  Nach alle dem, was ich bereits gesagt habe und was Sie im Ratgeber lesen werden, kann ich mich hier kurz fassen: ein Stück Lebensqualität.

Quelle: Ratgeber Wohn-Wintergarten